Die Flagellanten- oder Geißler-Bewegung war eine christliche Laienbewegung im 13. und 14. Jahrhundert.
Ihr Name geht auf das lateinische Wort flagellum (Geißel, Peitsche) zurück. Zu den religiösen Praktiken ihrer Anhänger gehörte die öffentliche Selbstgeißelung zur Buße. Die Geißelung war damals als religiöse Praktik keineswegs unüblich, auch viele vorchristliche Religionen, z.B. der ägyptische Isis-Kult und der griechische Dionysos-Kult pflegten ähnliche Riten. Auch während der römischen Lupercalia wurden Frauen gegeißelt, um die Fruchtbarkeit anzuregen. Die Juden praktizierten die Selbstgeißelung bei großen Tempelzeremonien.
Ob bei diesen Geißelungsriten neben religiösen Motiven auch sexuelle (Masochismus, Flagellantismus) eine Rolle spielten, muss der Spekulation überlassen bleiben.
Der Ursprung der Flagellantenbewegung geht auf Mittelitalien im 12. oder 13. Jahrhundert zurück. Als im Jahre 1347 die Pest über Europa einbrach, hatten die Flagellanten großen Zulauf und die Bewegung erfasste alle sozialen Schichten. Die Menschen verstanden ihr Schicksal als Gottesstrafe für ihr sündhaftes Leben und die Flagellanten sahen eine Versöhnung mit Gott nur durch eine schmerzhafte Selbstpeinigung. Die Geißler schlossen sich in Bruderschaften zusammen, ließen ihr bisheriges Leben hinter sich, zogen durchs Land und vollführten ihre Bußübungen in aller Öffentlichkeit.
Als die Kirche die Kontrolle über die Flagellanten zu verlieren begann, wurden die Bruderschaften untersagt und ihre Tätigkeiten als Ketzerei verdammt. Im Oktober 1349 verbot Papst Clemens VI. in einer Bulle die Geißlerbewegung. Das Konstanzer Konzil verbot 1417 die Bewegung erneut. Im 16. Jahrhundert entstanden in Frankreich jedoch neue Büßer- und Flagellantenbewegungen. Bis etwa 1820 fanden noch vereinzelte Flagellantenprozessionen statt.